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Auf Rundgängen, Exkursionen und Besichtigungen gewinnen wir neue Einblicke in gesellschaftliche und geschichtliche Zusammenhänge. In geselliger Runde kommen wir vor Ort mit Menschen ins Gespräch.
Bildungsreise am 22.06.2024 auf die Insel Mainau
Bei schönem Sommerwetter starteten wir unsere Bildungsreise zur Insel Mainau im Konstanzer Hafen. Wir genossen die Fahrt mit dem Schiff über Meersburg und dann zur Insel. Dort wurden wir von unserem Inselführer Herrn Wolf herzlich begrüßt. Er fragte uns nach unseren Interessen, was wir über die Insel gerne wissen würden. Da viele von uns die Insel Mainau von zahlreichen Besuchen kannten und Blumenvielfalt schon öfter bewundern konnten, baten wir um geschichtliche Hintergründe. Sowohl die Insel, wie auch die Pflanzen, speziell die Bäume, betreffend. Wir hatten mit Herrn Wolf damit die richtige Person angetroffen. Er kennt die Mainau und alles darum herum wie seine Westentasche.
Da die Schiffslände unterhalb des Schlosses und neben dem Komtureikeller liegt, begann er mit der Zeit des Deutschen Ordens auf der Mainau.
Der deutsche Orden auf der Mainau
Die Zeit des Deutschen Ordens ist ein bedeutender Meilenstein in der langen Geschichte der Insel Mainau. Eine Zeit, deren Spuren bis heute vor allem mit dem markanten barocken Gebäudekomplex von Schloss und Kirche deutlich sichtbar sind. Die Komture des zur Zeit der Kreuzzüge gegründeten geistlichen Ritterordens herrschten als Verwalter dieser Ordens-Niederlassung auf der Insel bis zum Jahr 1806, also über 500 Jahre. Nach der Schenkung ging die Mainau samt der dazugehörigen Ländereien auf dem Festland jedoch zunächst an die Niederlassung des Deutschen Ordens auf Schloss Sandegg bei Salenstein im benachbarten Schweizer Kanton Thurgau. 1272 wurde die Kommende Sandegg aufgelöst und auf die Mainau verlegt. Dort wurde die Burganlage ausgebaut, der Gütererwerb des Deutschen Ordens nach Norden ausgedehnt, so dass sich die Kommende Mainau schließlich zur wohlhabendsten Niederlassung der Ordensprovinz Elsass-Burgund entwickelte.
Während des Dreißigjährigen Krieges (1618 – 48) übernahmen auch auf der Mainau für zwei Jahre die Schweden die Herrschaft. Galt die Insel zunächst noch als sicherer Zufluchtsort, gelang schwedischen Truppen 1647 doch noch die Übernahme. Erst in der Endphase des Krieges wurde die Mainau durch ein geschlossenes Schanzsystem befestigt, von dem heute nur noch wenige Reste erkennbar sind.
Nach dem Westfälischen Frieden 1649 zogen die Schweden ab, nicht ohne die Insel verwüstet und geplündert zu haben. Lediglich das sogenannte „Schwedenkreuz“ soll ihnen zu schwer gewesen sein, weshalb sie, wie die Legende sagt, die 1577 vermutlich in Konstanz in Bronze gegossene Kreuzigungsgruppe im seichten Wasser zwischen Insel und Festland liegen ließen. Später wurde sie dort aufgestellt und begrüßt heute als „Schwedenkreuz“ die Mainau-Besucher.
Nur langsam erholte sich die Ordens-Kommende Mainau von den Kriegsfolgen. Doch mag es als Aufbruch in eine neue Zeit gelten, dass der Provinzialobere der Ordensprovinz Elsass-Burgund die Genehmigung zum Bau eines neuen Gotteshauses auf der Insel erteilte. Den Auftrag erhielt Ordensbaumeister Johann Caspar Bagnato (1696-1757), der 1732 mit dem Bau der barocken Kirche begann. 1739 wurde die Schlosskirche der Gottesmutter Maria geweiht und noch im gleichen Jahr erhielt Bagnato auch den Auftrag zum Bau eines Schlosses auf der Insel. Die bisher als Sitz des Komturs genutzte Burg wurde für die Neubauten abgebrochen. Nach siebenjähriger Bauzeit war das Deutschordensschloss 1746 fertig gestellt. Die prächtigen Wappen an den Giebeln des Mitteltraktes erinnern noch heute an die Erbauer.
Im Zuge der Säkularisation wurde die Deutschordenskommende Mainau 1806 aufgelöst und mit allen Besitzungen Teil des neu gegründeten Großherzogtums Baden.
Quelle: Internetseite Insel Mainau
Weiter ging es mit der Geschichte der Gartenanlage.
Geschichte der Gartenanlage
Auf alten Plänen ist zu erkennen, dass die Insel Mainau schon früh auch gärtnerisch genutzt wurde. Spätestens zur Zeit des Deutschen Ordens wurden auf der Insel im Bereich der Schlossanlage Zier- und Nutzgärten angelegt, während der Uferbereich landwirtschaftlich genutzt wurde. Auch der älteste noch vorhandene Baumbestand, die Linden an der Ostseite der Insel, gehen auf diese Zeit zurück. Eine erste Gartenanlage entstand Anfang des 19. Jahrhunderts unter Fürst Esterhazy, der auf der Insel erste exotische Gehölze und seltene Pflanzen ansiedelte. Entscheidend für die weitere Entwicklung der Mainau als Blumen- und Pflanzenparadies war jedoch Großherzog Friedrich I. von Baden, der ab 1853 bis zu seinem Tod 1907 zusammen mit seinen Hofgärtnern ein Gesamtkonzept zur Erschließung der Insel mit Wegen, Alleen und Aussichtsplätzen entwickelte und nach und nach umsetzte. Er schuf damit die Grundlagen für die heutige Ausgestaltung der Mainau. Auch der Park im Insel-Inneren, das Arboretum mit dem inzwischen 100 bis 150 Jahre alten Baumbestand, entstand zur Zeit Friedrichs I., der zahlreiche exotische Gehölze von seinen Reisen mitbrachte. Auf die Zeit des Großherzogs geht auch der Italienische Rosengarten auf der Südseite des Schlosses zurück, er ließ hier 1860 einen Blumengarten in italienischem Stil anlegen.
Schon zur Zeit des Deutschen Ordens wurde auf der Mainau auch Wein angebaut, wenngleich der am Südwesthang der Insel beim sogenannten Schwedenturm angelegte Weinberg von Friedrich I. stammt. Damals wurden die Weinbergmauern errichtet, der Boden ausgetauscht und mit Rebsorten experimentiert. Auch heute noch gedeiht hier ein hervorragender Bodensee-Wein. Der Weinlehrpfad informiert über Geschichte und Entwicklung des Weinbaus am Bodensee und speziell auf der Mainau.
Nach dem Tod Friedrichs I. durfte auf Wunsch seiner Witwe an Park und Gärten nichts verändert werden. Lennart Bernadotte übernahm daher 1932 einen von einheimischer Vegetation überwucherten Park, in dem zunächst mehr gerodet als gepflanzt werden musste. Basierend auf den von Friedrich I. geschaffenen Grundlagen entwickelte Lennart Bernadotte nach und nach die heutige „Blumeninsel Mainau“, sein Lebenswerk.
Zunächst wurde das wertvolle Arboretum vom Wildwuchs befreit und es wurden Sichtachsen freigelegt – es war keine leichte Aufgabe zu entscheiden, welcher Baum zu fällen war, aber schließlich sollte man auf einer Insel doch auch immer wieder einen Blick auf das Wasser haben. Er fotografierte zunächst einen Ausschnitt des Parks, retuschierte dann zur besseren Beurteilung auf den Fotos Bäume weg und fällte erst dann. Somit wurden zunächst die Grundstrukturen des ursprünglichen Parks wiederhergestellt und dann mit der weiteren Gestaltung begonnen. Ab 1950 ging die Entwicklung zur Blumeninsel in großen Schritten voran. 1955 gab es bereits ein „richtiges“ Mainau-Blumenjahr mit Orchideenschau, Frühjahrswechselflor, Rhododendren, Rosen, Sommerwechselflor, Zitrus-Sammlung, Fuchsiensammlung und Dahlien. Nach und nach wurden auch die historischen Bauten mit Schloss und Schlosskirche innen und außen renoviert. 1968 wurde ein großes Palmenhaus als Ersatz für die bisherigen Winter-Schutz-Häuser errichtet. Nicht zuletzt musste die nötige Insel-Infrastruktur geschaffen werden: eine Bodenseewasser-Pumpanlage zum Bewässern der Parkanlagen, eine Kanalisation durch den Seeboden, Telefonleitungen und Straßen. Die Entwicklung des Parks und der touristischen Infrastruktur erfolgte nach Bedarf und Nachfrage. Es gab keinen Generalplan, was die Insel Mainau von vielen anderen Parks unterscheidet.
Heute ziehen Park und Gärten der Mainau jährlich zirka 1,2 Millionen Besucher an. 25 Hektar der insgesamt 45 Hektar großen Insel sind heute Schaufläche. Und der Park wird kontinuierlich weiterentwickelt. 2003 wurde die Insel Mainau als Gesamtensemble unter Denkmalschutz gestellt und ein Teil der Insel als „Kulturdenkmal von besonderer Bedeutung“ in das Denkmalbuch eingetragen. Unter Schutzstufe mit höchster Bedeutung stehen Schloss, Schlosskirche, Hafenanlage, der Italienische Rosengarten, Teile des Arboretums sowie sämtliche historischen Befestigungsmauern. Orientiert am Denkmalschutz sowie zusätzlich an Schutzkategorien des Naturschutzes erfolgt die sensible Weiterentwicklung der Insel durch die Familie Bernadotte im Dialog mit den entsprechenden Fachbehörden.
Quelle: Internetseite Insel Mainau
Bei unserem Rundgang durch den Stauden- und Wildrosengarten konnte er uns zahlreiche Fragen rund um Gartenbau und –anlage beantworten. Ein kleiner Regenguss, der genau so lange dauerte, bis die Schirme geöffnet waren, tat der Stimmung keinen Abbruch. Nach gut 2 Stunden informativer Führung entließ uns Herr Wolf in die Eigenerkundung der Insel. Gegen 15.00 Uhr trafen sich alle wieder an der Schifflände, um eine rundum schöne und informative Bildungsreise, mit der Rückfahrt über den Bodensee, im Konstanzer Hafen zu beschließen.
Bildergallerie
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